Hölderlin

-Wem sonst als Dir
nach Friedrich Hölderlin (1770-1843)

Hölderlin Exposee

Hyperion, ein Eremit im Griechenland des 18. Jhd., blickt auf sein Leben zurück, um es in Briefen seinem deutschen Freund Bellarnim mitzuteilen.
… Auf jugendlichen Streifzügen seiner lernte er einst sie kennen, Diotima, Priesterin der Liebe. Mit ihr gemeinsam hatte er die Schätze der Natur wieder entdeckt, das in ihr waltende Göttliche.
Doch als er seinem brüderlichen Freund Alabanda in den Krieg folgt, um Griechenland von den Türken zu befreien, stirbt die daheim Gebliebene…

Meine Bearbeitung
Zu Beginn des 19.jhd. macht die quirlige lebensbejahende Bettine Brentano mit ihrer Freundin Karoline von Günderrode nichts lieber als literarische  Streifzüge durch die Antike. Als sie Isaak von Sinclair kennen lernt,  erfährt sie, dass dessen Freund Friedrich Hölderlin kränklich im nahe gelegenen Bad Homburg weilt. Berührt von seinem Werk Hyperion, setzt sie nun alles daran ihm einen Besuch abzustatten, denn die Familie, zur Frankfurter Society gehörend, verweigert ihr diesen Wunsch…

Warum Bettine Brentano (von Arnim)?

Auf der Suche aus wessen Sicht ich aus Hölderlins Leben berichten kann, bin ich auf Bettine gekommen…
Denn in ihrem Buch „Die Günderrode“, einem Briefwechselroman, welcher in den Jahren 1804-1806 spielt, lässt Bettine Sinclair zu Wort kommen. Hölderlins Freund und Gastgeber in Bad Homburg war oft in der Frankfurter Gesellschaft, um die Unterhaltung mit ihr aufzusuchen, und ihr von seinem Schützling zu berichten. Er bat mehrmals darum, dass sie Hölderlin besuchen möge, da sie in der Lage sei, ihn zu verstehen und zu pflegen, auf dass er gesund werde. Ja, die zerrissenen Seiten seines Klaviers (seine Seele) wieder zum Klingen zu bringen… doch ihre Familie erklärte beide für nicht ganz „gescheut“… -sie verbaten es ihr schlichtweg…

Jahrzehnte später, 1853, schreibt Robert Schumann, inspiriert von Hyperion, seine allerletzte Komposition op.133: „Gesänge der Frühe – An Diotima“
Als er Bettine von Arnim kennen lernt, findet er in ihr eine Gesprächspartnerin, vielleicht sogar entdeckt er in ihr die wiedererstandene Diotima, denn nun — fällt die Zugabe im Titel „An Diotima“ weg zugunsten der Widmung
«Gesänge der Frühe, der hohen Dichterin Bettina zugeeignet».

Aus diesen Zusammenhängen beziehe ich meine Inspiration, die beiden doch noch miteinander zusammen zu bringen. Denn ich bin davon überzeugt, dass ich durch die Kunst etwas schaffen oder sogar versöhnen kann… Oder, wie Sinclair dereinst sagte: „… ist´s nicht traurig, dass ein solcher behandelt werde und geschützt als ein heiliges Pfand Gottes von der Nation. Aber es fehlt der Geist, der Begriff, keiner ahnt ihn und weiß, was für ein Heiligtum in dem Mann steckt.“

Premiere: 23.März 2014 19:00 Stuttgart
Wiederaufführung: März 2020, 250. Geburtstag Hölderlins! Anfragen nehme ich gerne entgegen!

Inhalt (lang)
Auf Bitten seines deutschen Freundes Bellarnim, erzählt Hyperion aus seinem Leben. Durch den Künstler Adamas, der ihn zum Menschen bilden will, wird er in die Welt der antiken Helden eingeführt. Dieser jedoch verlässt Griechenland und lässt Hyperion trauernd zurück. Während seines Studiums in Smyrna schließt er Freundschaft mit dem titanenhaften Jüngling Alabanda, mit dem er Arm in Arm durch das Leben geht. Als er schmerzlich erfährt, dass dieser zu einem zwielichtigen Geheimbund gehört, trennt er sich von diesem.
Auf Kaulaurea angelangt, lernt er sie kennen, Diotima. Als sie die Ruinen der antiken Stadt Athen besuchen, bestürmt ihn Diotima er solle „Erzieher unseres Volkes“ werden.

Entdeckt er mit ihr nun das Einnsein in der Natur. Mit ihr, der göttlichgenügsamen, scheint der einstige Menschenfeind einst glücklich gewesen zu sein.

Als er jedoch einen Brief Alabandas erhält, entscheidet er sich in den Freiheitskrieg gegen die Türken zu ziehen um Griechenland zu befreien – trotz aller Warnungen Diotimas. Als die Truppe die Gelegenheit jedoch zu Ausbeutereien nutzt, verlässt er diese enttäuscht, um verzweifelt in den Tod zu gehen. Der dabei sich schwer Verletzende wird widerum von Alabanda gerettet, der nach dessen Genesung nach Kleinasien zurück kehrt, wo ihn das Gericht des Geheimbundes erwartet.

Nun will er nach Deutschland ziehen um sich die Bildung zum Volkserzieher anzueignen. Mit Diotima will er nach Europa. Doch für sie kommt dieser Wunsch zu spät. Am Hafen erreicht ihn ein Brief, der ihm vom Tod Diotimas berichtet.

Und somit verlässt er Griechenland um dorthin zu gelangen, wo er Bildung erhofft und doch nur Barbaren findet – nach Deutschland. Verbittert und enttäuscht bricht der Fremdling in die Heimat auf, wo er als Aufständischer zu den politisch Verfolgten zählt. Und dennoch sucht er hier den Frieden und findet ihn als Einsiedler und Erzähler seines Lebens.

Mit den Briefen an Bellarmin, – durch dessen Bitte ihm von seinem Leben zu erzählen (3.Brief), der dadurch fast zu Hyperions Heiler wird, – schließt sich nun der Kreis seines ewigen Ringens. Unweigerlich fügt sich nun die Versöhnung…

Hölderlin

lässt Hyperion in etwa 60 Briefen auf das Erlebte schauen. Er arbeitet seine Vergangenheit auf, um sich somit von den Dissonanzen in seiner Seele zu befreien. Zu Beginn wird das Verlangen Hyperions aufgezeigt mit allem, was lebt, eins zu sein. Doch das Einssein mit dem Göttlichen bleibt den Kindern des Augenblicks verwehrt. Zwar sieht er es ein, dass die Versöhnung von Mensch und Natur einen Ort der Verwirklichung braucht. Doch führt es ihn später erneut in die ihre, wenn er den Platz auf Erden auf dem von ihm beschrittenen Wege erobern will.Die von ihm ersehnte Schönheit bleibt unverfügbar, bis sie endlich im Alter in den Briefen wieder erstehen kann.