Kaspar
Ein Solo Theaterprogramm von und mit Eunike Engelkind
Wie wäre es wohl Stephanie de Beauharnais (1789-1860), Adoptivtochter Napoleons, Gemahlin des Großherzogs Karl von Baden und somit Mutter des 1812 geborenen Prinzen von Baden einmal zu Wort kommen zu lassen?
Doch das unsichtbare Band zwischen sich spürend, begibt sie sich nach Jahren wieder auf die Suche, mit der Frage was den Menschen wesentlich aus macht? Wer begegnet ihr in der Gestalt des Jünglings von Nürnberg?
Sein Wille geschehe…
Requisiten: Werden mitgebracht
Beleuchtung: Einfache Standbeleuchtung
Werbematerialien: Werden mitgebracht
Stephanie und ihre Trauer um den verlorenen Sohn
Im Solotheaterstück “Kaspar” nähert sich Eunike Eunike Engelkind im Café Fräulin dem tragischen Mythos des Kaspar Hauser.
ZELL IM WIESENTAL. Das Schicksal des geheimnisumwitterten Findlings Kaspar Hauser bewegt die Menschen nach wie vor stark. Dies zeigte sich am großen Interesse an dem Theaterstück “Kaspar” von und mit Eunike Engelkind, das im Zeller Kulturcafé Fräulin viele Zuschauer nachhaltig beeindruckte.
Die junge Schauspielerin und Autorin aus Stuttgart nähert sich in ihrem Soloschauspiel aus besonderer Sichtweise dem tragischen Mythos des Kaspar Hauser, von dem vermutet wird, er sei der Erbprinz von Baden gewesen.
Eunike Engelkind spielt in ihrem Stück Stéphanie de Beauharnais, die spätere Großherzogin von Baden. Sie reflektiert deren Leben, die dramatischen Geschehnisse nach der Geburt des Thronerben und die abgrundtiefe Trauer um den verlorenen Sohn “Gaspard”. Mit lebhafter Gestik, ausdrucksvoll in der Mienen- und Gebärdensprache und mit wunderbarer Sprechkunst verkörpert Engelkind die Gefühle und Seelenbewegungen der etwas launischen Stéphanie. In Haltung, Bewegung und Sprechweise macht sie den Charakter dieses Mädchens glaubhaft, das Napoleon “aus der Mitte ihres Herzens” verehrt und bei seiner Krönung zum Kaiser in Notre-Dame dabei ist. Sie fühlt sich als “Tochter Frankreichs” und nimmt den Prinzen Carl von Baden, den sie heiraten soll, kritisch unter die Lupe: die Figur “von wenig Vorteil”, aber ein höflicher Mensch von Charakter und Freundlichkeit. “Glücklich, nein, glücklich war ich nicht”, lässt Engelkind ihre Stéphanie sagen, die in der Ehe nur Knechtschaft sah.
Sehr intensiv und emotional bewegend wird das Solo in den Szenen, in denen Engelkind die Visionen der Stéphanie, die Geburt des lang ersehnten Erbprinzen und den Schmerz der Mutter über den Verlust des Sohnes schildert.
In ihrem dichten, sehr poetischen und literarischen Text hat sich die Künstlerin von Tagebuch-Aufzeichnungen der Stéphanie und vor allem von Schillers “Demetrius” und “Johanna von Orleans” inspirieren lassen. Sie hat auch originale Schiller-Zitate eingebaut, die zum Kaspar-Thema passen: “Ich hab um ihn getrauert 16 Jahr, doch seine Asche sah ich nie. Ich glaubte der allgemeinen Stimme seinen Tod. Und meinem Schmerz”. Verwoben mit dem gesellschaftlichen und politischen Hintergrund jener Zeit, gelingt Eunike Engelkind ein einfühlsames Porträt der Stéphanie von Baden, deren Gedanken, Empfindungen und Lebensstationen sie lebhaft und ergreifend darstellt.
In einer Szene lässt sie Stéphanie ihr “tiefstes Geheimnis” verraten: Dass sie sich an Pfingsten 1832 selbst ins Frankenland aufmachte, um insgeheim den Findling zu sehen, und in ihm ein Ebenbild ihres Mannes erkannte.
Wie intensiv sie sich auf die Spuren des Kaspar Hauser begeben hat, verriet Eunike Engelkind auch im Gespräch mit dem Publikum nach dem beeindruckenden Theatersolo.
Noch eine Pressestimme!
Schauspielerin erinnert an Kaspar Hauser
Historie wird lebendig
Zum 200. Geburtstag von Kaspar Hauser hat die Schauspielerin Eunike Engelkind den Gästen im Maulbronner Hölderlin-Haus dessen Schicksal eindringlich vor Augen geführt. Vor 200 Jahren kam der erste Thronfolger des Großherzogtums Baden zur Welt, dessen Schicksal bis heute Rätsel aufgibt. Sie ließ die Ereignisse im Erleben Stefanie, geborene de Beauharnais, vor den zahlreichen Besuchern lebendig werden. Richtete sich der Fokus zunächst auf das Aufwachsen Stefanies in Paris während der Revolution, wo Napoleon sie adoptierte. So fügte sie sich seinem Wunsch, sich mit Herzog Karl von Baden zu vermählen. Diese Aufgabe verstand sie als Berufung, die Mutter eines Sohnes zu werden, der die Welt verbrüdern sollte, was Napoleon nicht gelungen war. Die Schauspielerin entfaltete in der Folge alle Gefühlsschattierungen von tiefer Trauer bis zur Hoffnung beim Auftauchen Kaspar Hausers. Lässt sich erahnen, was eine Mutter durchmacht? Nun wechselt auch der Sprachrhythmus, um ganz in die Dramatik von Schillers „Demetrius“ und „Die Jungfrau von Orleans“ einzutauchen, Textpassagen, die sie mit selbstverfassten zu einem neuen Ganzen komponiert hat… Die Besucher zeigten sich von der schauspielerischen Leistung so beeindruckt, dass zunächst niemand in der Lage war, das Schweigen zu durchbrechen. Erst, als die Schauspielerin wieder erschien, wurde ihr herzlich gedankt. Krauß, Mühlacker Tagblatt, 18. Oktober 2012